Das Musterhaus von Architekt Stöckle in Linsenhofen
Sonderveröffentlichung der Nürtinger Zeitung und Wendlinger Zeitung
Individuelles Bauen mit regionaler Umsetzung: Architekt Marc Stöckle geht neue Wege beim Wohn- und Hausbau | Musterhaus macht’s vor – Hauptmaterialien sind Beton, Holz, Glas, Putz und Aluminium
FRICKENHAUSEN-LINSEN-HOFEN (zog). Stereotype Neubaugebiete, austauschbare Grundrisse: Wohnhäuser tragen heute selten eine individuelle Handschrift. Dabei gibt es durchaus Alternativen. Und dies kostengünstig und mit Handwerkern aus der Region. Architekt Marc Stöckle aus Linsenhofen hat das jetzt mit seinem neuen Musterhaus bewiesen. Mit dem Gedanken, ein Musterhaus zu bauen, trug sich der Planer schon seit Längerem. „Wir wollten dabei einige Dinge realisieren, die nicht ganz alltäglich sind bei einem Einfamilienhaus. Und auch Dinge auszuprobieren, über die man sonst nur spricht“, umreißt Stöckle die Intention für das Projekt.
Zum Beispiel verwirklichte der Architekt im Badezimmer eine Dusche mit Sichtbeton und Lärchenholzverkleidung. Das Steildach ist asymmetrisch in der Neigung – einmal 30 und einmal 60 Grad liegen hier an. Auf der Sonnenseite ist flächig eine Fotovoltaikanlage installiert. „Mit ihr lässt sich rein rechnerisch die Luftwärmepumpe des Hauses kostenneutral betreiben“, so der Planer. Die andere Seite des Steildaches ließ Stöckle begrünen. Eine Alternative, die in Zeiten der gesplitteten Abwassergebühr interessant für alle Häuslebesitzer ist. „Ohnehin haben wir darauf geachtet, dass so wenige Flächen wie möglich versiegelt wurden“, ergänzt der Architekt. Bei der Materialienwahl begrenzte Stöckle die Auswahl strikt. Beton, Holz, Glas, Putz und Aluminium sind die Werkstoffe, die im Musterhaus Verwendung fanden. Aber auch auf die Kosten wurde geachtet. Beim Bau setzte Stöckle so weit als möglich Betonfertigteile ein. „Alle Sichtbetonelemente sind vorgefertigt, inklusive vorinstallierter Leitungen und Aussparungen“, erklärt der Planer. Trotz günstiger Alternative blieb die Kreativität nicht auf der Strecke: „Grundrisse lassen sich mit den Bauteilen individuell gestalten“, zeigt der Fachmann Alternativen zum Fertighaus auf. Zum Dach hin wurde eine massive Brettstapeldecke eingebaut. Auch das spart Geld -und Zeit. Ebenso wie das vorgefertigte Dach. „Wir haben das Haus innerhalb von nur sieben Monaten Bauzeit umgesetzt“, so Stöckle.
Inzwischen lebt der Linsenhofener mit seiner Familie in dem Haus. Einmal die Seiten zu wechseln und selbst Bauherr zu sein, auch das war eine neue Erfahrung. „Dann lässt man die Fragen eben nicht auf der Baustelle zurück, sondern sie beschäftigen einen auch am Abend und beim Zubettgehen“, hat der Planer dabei zudem wertvolle Einsichten in die Gefühlslage seiner Kunden gewonnen. Mit dem Musterhaus will der Architekt nicht nur zeigen, dass individuelles Bauen und eine Architektenbeauftragung bezahlbar bleiben. Fast noch wichtiger war dem Planer dabei, alles mit ortsansässigen Handwerksbetrieben und Firmen aus der Region zu realisieren statt wie sonst oftmals im Wohnungsbau üblich nur montieren zu lassen. Wir haben bei allen Gewerken überlegt, wie der Handwerker das lösen kann“, erläutert Stöckle, der seit 2005 ein eigenes Büro betreibt. Entsprechend bezog der Architekt die beteiligten Betriebe in die Planungen mit ein. Das Endprodukt überzeugt: Sowohl von der Kostenseite her als auch vom Bauzeitenplan kann das Massivhaus gegenüber vergleichbaren Fertighäusern punkten. Und dabei kann man noch sicher sein, kein Haus von der Stange zu bekommen. Als Sahnehäubchen stärken die Investitionen die örtlichen Betriebe. „Wir hoffen, damit die Hemmschwelle für Bauherren zu senken“, hofft Stöckle, dass diese Art des Bauens Schule macht.
Sich auf Neues einlassen – mit jedem Entwurf etwas Neues wagen