„Operation am offenen Herzen“
Der Teckbote | von Anke Kirsammer |
Bauvorhaben − Das Holzmadener Feuerwehrgerätehaus muss erweitert werden. Mit 786 000 Euro liegt die Kostenschätzung weit über den ursprünglich erwarteten Ausgaben.
Das Feuerwehrgerätehaus in Holzmaden bekommt voraussichtlich einen Anbau und muss saniert werden. Auslöser für die Überlegungen ist, dass zu den Mitgliedern der Wehr seit geraumer Zeit auch Frauen gehören. Sie benötigen eigene Umkleide- und Sanitärräume. Bislang wurden die Kosten für eine Minimallösung nur über den Daumen gepeilt. Im Raum standen 250 000 Euro. Inzwischen ist klar: Das Projekt wird deutlich teurer. Die aktuelle Schätzung für die favorisierte Variante beläuft sich auf 786 000 Euro. Ein Drittel davon entfällt auf den Anbau, zwei Drittel entfallen auf die Sanierung. Diese Größenordnung nannte der Architekt Marc Stöckle vor dem Gemeinderat. Um die Planungen vorantreiben zu können, hat die Gemeinde bereits benachbarte Grundstücke gekauft.
Vorgesehen ist ein Anbau im rückwärtigen Teil des Feuerwehrhauses. Im Erdgeschoss sollen auf 65 Quadratmetern Umkleiden und Sanitärräume entstehen, im Obergeschoss bekommt der Schulungsraum 33 Quadratmeter hinzu, und es ist eine kleine Terrasse geplant.
Bürgermeisterin Susanne Jakob ging es vorrangig darum, ein Meinungsbild im Ratsrund einzuholen, „da die Kosten deutlich davongaloppieren“. An dem 1989 eingeweihten Gebäude wurde seit dem Bau nichts gemacht. „Die Sanierung übersteigt den normalen Bedarf“, erklärte Architekt Wolfgang Renz, der das Gebäude geplant hatte und nun ebenfalls in die Überlegungen einbezogen ist. Durch das Aufreißen von Decke und Außenwänden müssen bei den Arbeiten die Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) eingehalten und der Brandschutz beachtet werden. Einsparpotenzial sieht Stöckle lediglich bei der Ausstattung, wie beispielsweise bei den Bodenbelägen und dem Mobiliar.
„Ich bin sehr erschrocken über die Kostenschätzung“, so Dieter Fischer von der Freien Wählervereinigung, der sich bei der Abstimmung enthielt. Mit Blick auf die Entwicklung beim Vereinszimmer seien die Räte gebrannte Kinder. „Mein erster Gedanke war, für das Geld bauen wir neu“, räumte Susanne Jakob ein. Einen vergleichbaren Neubau bezifferte Wolfgang Renz aber auf 1,6 bis 1,8 Millionen Euro.
Während sich Rainer Stephan von der Holzmadener Bürgerliste (HBL) dafür aussprach, die vorliegende „bestmögliche Lösung in Angriff zu nehmen“, plädierte Markus Ocker von der gleichen Gruppierung dafür, die Chance für grundsätzliche Überlegungen zu nutzen. „Vielleicht sind andere Abläufe notwendig.“ Noch lägen nicht wirklich vergleichbare Zahlen für einen Neubau beziehungsweise einen Teilabriss vor, wenn man die Fahrzeughalle stehen ließe. Diese Kosten möchte die Verwaltung nun grob einholen. Feuerwehrkommandant Thomas Polster, der die „Operation am offenen Herzen“, sprich den Umbau bei laufendem Betrieb, begleiten soll, hielt die derzeit favorisierte Variante indes für die beste. Der Gemeinderat beauftragte die Verwaltung, nach Einsparpotenzial zu suchen und zu überprüfen, ob die Feuerwehr Eigenleistungen erbringen kann. Um die noch unklaren Kosten für die Haustechnik und die energetischen Maßnahmen festzurren zu können, werden nun Fachplaner beauftragt.